Was hat Design mit Nachhal­tigkeit zu tun

Dr. Heinrich Ganseforth

25. Oktober 2021

Im Rahmen des Consultings für Unternehmen empfehlen wir von Strategy & Marketing Institute, CSR und Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft zu integrieren. Aus diesem Anlass sind wir auch dem Zusammenhang zwischen Design und Nachhaltigkeit nachgegangen.

Worauf beruhen die einzigartigen Erfolgsgeschichten der Produkte von Firmen wie Braun und Apple, aber auch der Architektur, der Möbel und Gebrauchsgegenstände aus der Bauhaus-Zeit? Was zeichnet die Aktualität und Attraktivität dieser Produkte aus?

Es ist das gute Design! Design ist einer der größten Treiber für den Erfolg am Markt!

Was aber heißt gutes Design? Über die reine Formgebung hinaus ist Design die Gestaltung der Funktion, also der Benutzbarkeit. Das Design entscheidet deshalb nicht nur über die gute Form, die ansprechende Ästhetik, sondern auch über Funktionalität, Ergonomie, Gebrauchsvisualisierung und Bedieneroberfläche.

Gute Gestaltung ist zeitlos und damit ein entscheidender Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen. Produkte oder Architektur, die nicht gut aussehen oder die gut aussehen, aber nicht benutzerfreundlich gestaltet sind, bleiben nicht lange im Gebrauch – und sind deshalb weder werthaltig noch nachhaltig. Denn die Frage, wie lange angeschaffte Investitions- und Konsumgüter im Gebrauch sind, ist entscheidend für deren Wirtschaftlichkeit und für die Frage, ob es sich um nachhaltige Güter handelt.

Hinzu kommen mit zunehmender Bedeutung die ökologischen Ansprüche an die Wahl der Materialien und an die Herstellung. Eine gute Bewertung der Umweltwirkungen von Produkten und Dienstleistungen für deren gesamten Lebenszyklus spielt eine immer größere Rolle am Markt – für die Akzeptanz und den Erfolg.

Neben den funktionalen und ökologischen gibt es auch die sozialen Ansprüche an gutes Design. Es ist der Anspruch, dass Produkte und Dienstleistungen für alle Menschen ohne spezielle Anpassungen nutzbar sein sollen. Sie sollen den zahlreichen Unterschieden in den heutigen Lebenswelten von Jungen und Alten, von Gesunden und Kranken, von Menschen mit und ohne Handicap möglichst weitgehend gerecht werden. Der Begriff dafür ist Universal Design. Historisch gehört Universal Design zum Bereich der Anerkennung der Menschenrechte und der Nichtdiskriminierung im Sinne der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen und zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen (CSR). Denn die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen soll sicherstellen, dass Benutzung und Handhabung möglichst barrierefrei sind. Aufgrund der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Vielfalt und der Digitalisierung sind Designer auf der ganzen Bandbreite der gesellschaftlichen Entwicklung mit neuen Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen konfrontiert.

Schon im Jahr 2009 habe ich mich zusammen mit 80 Experten in einer dreitägigen Konferenz mit einer Begriffs- und Standortbestimmung des Universal Design befasst. Das Ergebnis wurde in der sogenannten Weimarer Erklärung verabschiedet (https://www.recherche-und-text.de/dokumente/wmerk.pdf). Ich habe das Ergebnis seinerzeit wie folgt zusammengefasst: „Universal Design ist der Anspruch, die Interessen der Nutzer, die Nachhaltigkeit des Nutzens und die ökologische Bilanz von Produkten und Dienstleistungen zusammen zu führen und dies mit einer Ästhetik zu verbinden, die den Erfolg am Markt sicherstellt.“